Gedanken zu Corona von Pfarrer Ulrich Bach

Bild: Kurt Weigl

Corona – und was danach?

Liebe Leser*innen,

mich beschäftigt zurzeit ziemlich stark eine Frage: Wird es eine Zeit nach Corona geben – oder eben nur eine sehr lange Zeit mit Corona? Und dann fallen mir recht viele Konsequenzen für das Leben in unserem Pfarrverband ein. Nach den ersten Wochen mit den Gottesdiensten unter strengen hygienischen Vorgaben merke ich eine sehr starke Diskrepanz: Gottesdienste, vor allem Eucharistiefeiern mit der Kommunion, was ja „Gemeinschaft“ heißt, sind ja wirklich auf Gemeinschaft im Beten, Singen, Feiern und eben im gemeinsamen Essen und Trinken angelegt – alle Hygiene-Maßnahmen aber auf größtmögliche Distanz. Von daher verstehe ich nur zu gut die vielen, die jetzt den Gottesdiensten fern bleiben.

Diese Gottesdienste, letztlich alle im kleinen Kreis – nur 60 Personen sind in Leiden Christi zugelassen, 50 in St. Leonhard – , fordern viel Aufwand an Personal sowie Vor- und Nachbereitungen: Vorgeschriebene Ordnerdienste, Lüften und Desinfizieren der Kirche nach jeder Feier, Eintragung in Listen, z.T. mit Voranmeldung, Zusatzproben der Kantorinnen und Kantoren u.v.m. Allen, die die nicht ganz einfachen Ordnerdienste übernommen haben, danke ich ganz herzlich. Ohne sie dürften die Gottesdienste nicht stattfinden und ich bitte eindringlich alle Gottesdienstbesucher*innen sich an die Weisungen dieser ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen zu halten, vor allem, was den Abstand von zwei Meter, die Anweisung der Sitzplätze und das Tragen des Nasen- und Mundschutzes betrifft.

Wir können uns aber fast gar nicht um die verschiedenen Gruppen des Pfarrverbands kümmern, um Kindergottesdienste und Jugendgruppen, um die Erstkommunion- und Firmvorbereitung, um die Familien, aber auch um die Senior*innen usw. Mir fehlen die persönlichen, echten Kontakte zu den Kindern, zur Jugend, zu den Ministrant*innen, zu den Brautpaaren und Taufeltern, um nur einige zu nennen.

Ganz viel Arbeit und Mühen verwendet das Seelsorgeteam zusammen mit den Musiker*innen und den Ordner*innen für die Vorbereitung und Durchführung der Gottesdienste, zu denen zum größten Teil Menschen mit über 60 Jahren kommen, die ich aber eigentlich laut Vorgaben nicht zur Mitfeier ermuntern sollte, weil sie zur sogenannten Risikogruppe gehören! Es ist auch problematisch unter diesen Vorgaben unsere Ruhestandspfarrer für die Gottesdienstfeiern einzusetzen, andererseits bin ich sehr dankbar dafür, dass sie dafür bereit stehen. Wir sind dabei, junge Leute und Frauen und Männer mittleren Alters mit diesen Gottesdiensten zu verlieren! Umso mehr gebührt denen Lob und Dank, die sich hier noch engagieren!

Von daher möchte ich mich verstärkt dafür einsetzen, dass wir an den Wochenenden mehr thematische und inhaltlich geprägte Gottesdienste anbieten und nicht nur Eucharistiefeiern – wenn möglich jeden Sonntag eine Wort-Gottes-Feier o.a. anstelle einer der Messen, geleitet von unseren Seelsorger*innen oder auch den Wortgottesdienstleiter*innen, die ich darauf noch ansprechen werde.

Wir merken inzwischen auch: Es wird wohl noch sehr lange dauern, bis es Gottesdienstfeiern und Veranstaltungen im großen Rahmen geben wird: Sicher ist, dass in diesem Jahr keine großen Erstkommunionfeiern oder Firmungen stattfinden können, sondern nur im kleinen Kreis. Unter den jetzigen Bedingungen wären im Winterhalbjahr Gottesdienstfeiern kaum möglich: Wie soll bei nasskaltem Wetter die Kirche nach jeder Feier gelüftet und desinfiziert werden und gleichzeitig die Gebläseheizung in unseren beiden Pfarrkirchen nicht laufen dürfen wegen der Verteilung der Viren? Große Erstkommunionen oder Firmungen, aber auch Kindermetten, Christmetten oder Chor- und Orchestergottesdienste sind so nicht möglich! Genauso wenig wie öffentlich Veranstaltungen mit einer größeren Zahl von Leuten in unseren Pfarrheimen.

Ich denke, von uns allen ist ein sehr großes Umdenken gefordert, eine totale Änderung unseres bisherigen gemeindlichen Lebens und Feierns, von der wir noch gar nicht wissen, wohin sie uns führen wird. Wir können nicht mehr so weiter machen oder daran einfach anknüpfen, wie es vor Corona war. Diese Zeiten werden so schnell nicht zurückkommen! Von vielem müssen wir Abschied nehmen. Und: wir brauchen neue und andere Impulse, Ideen, Aktionen, nicht nur hygienisch reine Messfeiern!

Ich bin überzeugt, wir erleben zurzeit eine „Krisen“-Zeit, d.h. im Wortsinn eine Zeit der „Entscheidung“ für die Zukunft der Kirche in unserem Land und in unserem Pfarrverband. Wir sollten nicht nur über das verloren gegangene trauern und jammern, sondern unermüdlich versuchen, an Neuem zu arbeiten. In dieser Zeit ist ja auch plötzlich vieles möglich: Eucharistiefeiern sind am Sonntag nicht verpflichtend vorgeschrieben, Seelsorger*innen und Wortgottesdienstleiter*innen dürfen auch Sonntagsgottesdienste feiern, die Pfarrer werden mit der Firmspendung in diesem Jahr beauftragt. Wer weiß, welche Lösungen noch in Zukunft gefunden werden!

Über alle diese Themen möchten wir, das Seelsorgeteam des Pfarrverbands Menzing,  mit den zuständigen Gremien des Pfarrverbands und mit Ihnen allen ins Gespräch kommen!

Es grüßt Sie alle
Ulrich Bach, Pfarrer


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